Gesellschaft

Frauen und Männer

Zuallererst sei hervorgehoben, dass Thrimor keine patriarchalische Gesellschaft ist – eher im Gegenteil. Eine Familie wird in unserem Land über die Linie der Mutter definiert und diese gibt auch das Erbe an ihre erstgeborene Tochter weiter. Dementsprechend zieht der Mann nach der Heirat zur Familie seiner Frau und wird dort am Hof oder im Handwerk der Familie mitarbeiten (Die Mutter wird schon dafür sorgen, dass ein Werber für ihre Tochter die richtigen Fähigkeiten mitbringt).

Männer sind nach Ansicht der Thrimorer für körperliche Arbeit geschaffen. Geistige Aufgaben sind die Domäne der Frauen. Aus dieser Weltsicht hat sich eine Rollenverteilung entwickelt, in der Berufe wie Magier, Priester, Schreiber und auch Anführer eher Frauen zugeordnet werden. Auch verwaltet die Frau das Vermögen und den Haushalt. Als Kluge, Denkende und Mitfühlende genießt die Frau einen hohen Stellenwert, auch wenn Männer und Frauen prinzipiell vor dem Gesetz fast gleich sind (Frauen genießen allerdings einen besonderen Schutz vor Gewalt durch Männer, vor allem Gatten). Natürlich gibt es auch in typischen Frauenberufen Männer, insbesondere in der Cantharischen Akademie wird nach dem Geschlecht nicht gefragt, aber auch Schreiber, Gelehrte und Priester sind immer häufiger auch männlich. Die Meinung dazu ist gespalten: Die einen sehen es als Aufstieg und Emanzipation, die anderen als weibisch und schlichtweg falsch. Grundsätzlich sind diese Rollenbilder aber nicht sehr starr: Es gibt ja immerhin auch Plänklerinnen und schwere Infantristinnen.

vertiefend
Eigenständiges Nachdenken gilt als recht feminin. Ein männliche Tugend, deren Stellenwert genauso hoch eingeschätzt wird wie Tapferkeit und Stärke ist Gehorsam (das bezieht sich freiwillig nicht nur auf die eigene Gattin, die Haus und Hof schmeißt und die Finanzen verwaltet, sondern auch und vor allem auf Befehlshaberinnen und Vorgesetzte). Aufgabe des Mannes ist es in unserer Gesellschaft, die Anweisungen der Frauen auszuführen und durchzusetzen. Adelige Frauen oder allgemein Frauen in Führungspositionen nutzen häufig männliche Vertraute, um ihre Anweisungen verkünden und die Durchführung überwachen zu lassen. Diese werden als ihre „Stimme“ bezeichnet.

Aus dieser Rollenverteilung hat sich auch eine sehr berufsspezifische Mode entwickelt. Röcke, Roben und ausgefallene Gewänder sind Zeichen der herrschenden Schichten und gebildeten Berufe. Auch Männer in „Frauenberufen“ wie Schreiber, Magier oder Priester tragen Roben, einer gesellschaftlich anerkannten Nachahmung von Kleidern. Bauern, Handwerker und Soldaten tragen Hosen und praktische Kleidung.

Gewalt gegen Frauen ist in Thrimor stark verpönt und wird sowohl von der Gesellschaft, als auch von der Garde hart geahndet. Obszöne Bemerkungen gegenüber Frauen gelten als höchst unanständig und werden geächtet.

Angesprochen werden in Thrimor gleich- oder höherrangige Frauen mit „Dame“. Vorgesetzte oder im Stand deutlich Höhere werden mit „Herrin“ angesprochen. Adlige werden standesgemäß mit „Edle“ angesprochen. Zu unverheirateten Männern sagt man „Junker“. „Herr“ wird für alle Verheirateten, die gesellschaftlich auf einem ähnlichen oder höheren Niveau stehen, genutzt. Ein Adliger wird mit „Edler“ angesprochen.

Sex

Mit Sexualität wird in Thrimor recht offen umgegangen. Sicher, die Freiheit kennt Grenzen: Wer sich mit Tieren, Kindern oder gar Orks vergnügt, wird in Thrimor so sehr geächtet wie andernorts, und was Vergewaltigung angeht, sind die Thrimorer noch strenger als die meisten – ist es doch sogar schon von Gesetz und Gesellschaft verboten, eine Frau auch nur zu schlagen. Darüber hinaus ist für ungebundene Thrimorer aber vieles erlaubt und gebilligt: Man muss weder bei einem einzelnen Partner (weder nacheinander noch zur selben Zeit) noch bei diesem oder jenem Geschlecht bleiben. Sich mal die Nacht mit einem Elfen zu würzen wird mancherorts gar als schick angesehen. Freilich, ob ein Mädchen, das bei jedem Fest einen anderen Kerl mit aufs Stroh nimmt, oder ein Junker, der mit jeder Dame herumknutscht, die genug Met getrunken hat, noch so gut ankommt, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

vertiefend
All das ändert sich mit der Verlobung, die als eine Art Prüfung gesehen wird. Ein Jahr lang müssen sich Junker und Maid die Treue halten, ehe es zur Vermählung kommt. Dann ist es mit der wilden Zeit ohnedies vorbei. Die Ehe als von den Göttern geweihte Verbindung gilt als heilig, sie zu brechen als Schande und als Sünde. Das ändert natürlich nichts daran, dass grade im Adel es gängige Praxis ist, dass Galane, Kurtisanen und Liebeleien die Ehe ein wenig auflockern – aber alles unter vorgehaltener Hand und tunlichst unter Zuhilfenahme von Condomen oder Liebchenkraut.

Ein Sonderfall ist die Prostitution. Während es bei Frauen, die eigentlich in ihrem gesellschaftlichen Rang etwas über Männern stehen, als nieder und als Verzweiflungstat gilt, wenn sie sich für ein wenig Geld fremden Männern anbieten (und es umgekehrt als frauenverachtend und schäbig gilt, diese Dienste in Anspruch zu nehmen), gibt es bei männlichen Prostitutierten zumindest eine Form, die selbst bei verheirateten Adeligen als nicht zu anrüchig gilt: Galane. Diese stattlichen Männer (nun ja, Männer … also, es ranken sich ja die allerwildesten Gerüchte, aber eines ist ziemlich sicher: Noch nie hat ein Galan ein Kind gezeugt…), ausgebildet in der Trevianischen Schule der Galanterie, sind schillernde, bunte und meist recht locker bekleidete Tänzer und Musiker mit gestählten, höchst ansehnlichen Körpern und einer recht genauen Kunde der weiblichen Anatomie. Einfache Lustknaben hingegen werden zwar nicht verachtet, aber sich einen zu holen gilt nicht gerade als ein Zeichen von Tugend.

Gesellschaftsschichten

Wie in vielen Kulturen ist auch in Thrimor bei weitem nicht jeder Stand gleichermaßen angesehen. Fast alle Macht im Land geht vom Adel aus: Zualleroberst steht Graf Folken Tirell Thrimos, gefolgt von den gewählten Vertretern ihrer Ländereien, den Ratsleuten, sowie den meist über Generationen vererbten Vögten und den weniger bedeutenden Freifrauen und Freiherren. Mehr über sie ist im Bereich Politik nachzulesen.

Auch unter dem Adel ist nicht jedermann gleich angesehen. Canthari, hohe Würdenträger der Textorianer, wichtige Beamte und hohe Gardistenränge stehen ganz oben. Freibauern, Schmiedemeister, Architekten oder Gelehrte (vor allem, wenn es Frauen sind) stehen weit über Knechten, Zofen, Gesellen und einfachen Müllern. Diese wiederum stehen noch weit über Lumpenhändlern, Abdeckern, Tagelöhnern und Lustknaben, während selbst die noch auf Bettler, Leibeigene, Huren und Diebe herabschauen. Darunter gibt es nur mehr Schwerverbrecher. Damit die auch ihre verdiente Missachtung bekommen, werden alle Schwerverbrecher, die nicht hingerichtet worden sind, mit einem speziellen Brandmahl auf dem Rücken der linken Hand gekennzeichnet. Sie genießen deutlich weniger Schutz – man darf sie beleidigen, bestehlen und misshandeln, ohne dass ein Gardist eingreifen wird. Sie dürfen weder Canthari noch Textorianer noch Thrimorer Gardist werden, und wenn sie Handwerker sind oder werden, dürfen sie keine Meister sein.

Ganz gefinkelt ist die Sache mit dem Ansehen bei Händlern. Auf der einen Seite haben die meisten Thrimorer – insbesondere die etwas traditionellere Landbevölkerung – nicht nur das übliche Misstrauen, das alle gegenüber den Pfennigfuchsern und Halsabschneidern haben. Ihnen wird auch (ob berechtigt oder nicht) immer noch zur Last gelegt, dass es ihre Gier gewesen sei, die Thrimor nach der Grenzschließung beinahe dazu gebracht hätte, den Fluch im Land zu verbreiten und das Land auszulöschen. Diesem Misstrauen steht aber gegenüber, dass Händler zu beachtlichem Vermögen gelangen können und damit zu Ruhm und Einfluss. Bestes Beispiel ist wohl Erlaucht Dianthus Nordrassil, ein Emporkömmling, der es mittlerweile zum Ratsherren von Alvinion und damit dem mächtigsten Mann gleich nach dem Grafen gemacht hat.